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Be(f)reit

Sie hielt die heiße Tasse fest in ihren Händen und schaute durch die Fensterscheibe dem Schneegestöber zu. Drinnen war es gemütlich warm. Die gedämpften Hintergrundgeräusche der italienischen Kaffeemaschine, das Gurgeln und Klacken, der Klang der bunten Keramiktassen, die auf den Tischen abgestellt wurden, einzelne Wortfetzen, die von den Nachbartischen herüberwehten, all das war wie ein warmer, weicher Geräuschteppich, in den sie sich nur zu gerne hineinsinken ließ. Es duftete nach Kaffee und frischen Brötchen, ein weihnachtlicher Hauch von Zimt und Kardamom lag noch in der Luft. Hier könnte sie ewig verweilen. Für sich in ihrem kleinen Kokon, mit ihren Gedanken und Gefühlen, und doch umgeben vom menschlichen Alltagstreiben an einem Ort der Begegnungen, ein Ort voller Lebendigkeit. 

 

Sie saß alleine an einem Tischchen in einer Ecke des Raumes und blickte einer Schneeflocke nach, die langsam Richtung Boden segelte, sich für einen Moment an der Scheibe verfing und schon sah es danach aus, als würde sie gleich schmelzen und sich tastend als Wassertropfen ihren Weg an der Glasscheibe entlang nach unten suchen, einer der Spuren folgend, die andere geschmolzene Schneeflocken als Muster bereits auf der Schreibe hinterlassen hatten. Doch dann wurde sie, vielleicht von einem leichten Windstoß, wieder von der Schreibe befreit und segelte tänzelnd nach unten in den Schnee, wo sie eins wurde mit dem Weiß um sich herum.

 

Für einen Moment blickte sie auf die Stelle, wo die Schneeflocke mit dem Schnee um sich herum verschmolzen war, ein frisches, fluffiges Weiß auf dem kleinen Streifen zwischen Gehweg und Fensterscheibe, der im Frühjahr unter einer bunten Blumenpracht versteckt und nun vom ersten Schnee des Jahres bedeckt war. Dann zog sie ihre Aufmerksamkeit durch die Scheibe zurück ins Café und zu der immer noch dampfenden Tasse in ihrer Hand. Mit einem sanften "Kling" stellte sie die Tasse auf dem Tischchen vor ihr ab. Der Laptop direkt daneben machte leise Klack, als sie ihn mit einer gewohnten Handbewegung öffnete.

      

Das leere Blatt blickte ihr frisch und weiß vom Desktop aus entgegen. In Großbuchstaben tippte sie das erste Wort. EINZIGARTIGKEIT. Sie lehnte sich zurück und betrachtete das erste Wort, das nun auf dem Bildschirm vor ihr stand. Gedankenverloren griff sie ihre Tasse und nahm einen Schluck des Mochas, dessen schokoladigen Geschmack sie an kalten Wintertagen so liebte. Doch ihre Aufmerksamkeit war nun woanders. Sie stellte die Tasse ab, nahm einen tiefen Atemzug, legte die Finger auf die Tastatur und begann zu schreiben: EINZIGARTIGKEIT. Über die Freiheit, sein Leben anders zu leben.

 

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